aber oft, wenn es spät wird, wenn es wieder abend wird, kommen alle diese gefühle wieder in uns hoch. manchmal denkt man, dass es genau heute, genau an diesem abend anders wird. man fühlt sich gut, alles scheint in ordnung zu sein. aber nur ein satz, ein lied, ein tweet, ein kommentar, ein bild - nur eine kleinigkeit kann alles umwerfen. die "mauern", die man den ganzen tag um sich aufgebaut hat, fallen zusammen. und plötzlich ist die ganze freude weg. viele gedanken überkommen einen und verdrängen als erstes alles positive. gute erinnerungen verschwinden und es tauchen die negativen auf. wir erinnern uns ganz klar an das, was wir den tag über noch so erfolgreich verdrängt haben.
immer nachts, dann, wenn wir in unseren betten liegen und einfach viel zu viel zeit zum nachdenken haben, tun wir dies auch. wir denken nach. wir denken über jede kleinigkeit nach. wir denken über gespräche nach und legen jedes wort der anderen person auf die goldwaage. "vielleicht hat er das so gemeint?" - "vielleicht hat er das ganz anders gemeint?" - aus solchen gedanken werden verzweifelte versuche eine lösung für ein problem zu finden, das es eigentlich gar nicht gibt.
i'm lying here tonight and i can't stand the pain and i can't make it go away
no, i can't stand the pain
oftmals ist es auch so, dass man abends oder nachts einfach nur jemanden vermisst. eine person, die einem sehr wichtig ist. den besten freund / die beste freundin. die person, mit der man zusammen ist oder eine person, die wir nur zu gerne bei uns hätten.
meistens sind es genau die person, wegen denen uns nachts die gedanken so verletzlich machen. die personen, die wir unbedingt bei uns haben wollen. wir wissen, dass sie vielleicht niemals zu uns gehören werden, wir mit ihnen nie das erleben können, was wir uns schon so lange im kopf ausgemalt haben. man überlegt, wie man auf andere gedanken kommen kann. man redet sich dinge ein, die gar nicht stimmen. "ich liebe ihn gar nicht", "ich brauche ihn nicht" - und dann kommen wieder diese anderen gedanken. die, die einem genau sagen, dass man diese person liebt und braucht. und dieser ständige nächtliche konflikt raubt uns immer wieder den schlaf.
ich persönlich gehöre zu den leuten, die sich, wenn sie traurig sind, nicht mit lauter musik wie ac/dc ablenken können. ich höre liebeslieder. total kitschig, aber egal. - lieder von secondhand serenade passen meistens ganz gut zu meiner laune. - mir geht es schlecht, ich höre meine musik, mir geht es noch schlechter. aber irgendwann hört es auf. irgendwann geht einfach nichts mehr, keine klaren gedanken, nichts. und dann geht es mir besser. wenn ich nicht mehr klar denken kann, kann ich auch nicht zu viel nachdenken. ganz einfach.
es würde mir auch nichts bringen mit jemanden darüber zu reden. jemandem zu erzählen, was meine probleme sind und worüber ich mir nachts den kopf zerbreche. alles was ich denke und was ich als "antwort" hören will, finde ich in den liedern, die ich höre. mehr brauche ich nachts nicht.
spätestens wenn wir einschlafen brauchen wir uns ja keine gedanken mehr zu machen. am nächsten morgen wachen wir auf, ohne nochmal großartig über die letzte nacht nachzudenken und gehen unserem gewohnten tagesablauf nach. wir machen, was wir sonst auch tun und bauen unsere mauern ganz unbewusst wieder auf. tagsüber sind wir unangreifbar. wir zeigen niemandem unsere schwächen.
und erst dann, wenn wieder nacht ist, sehen selbst wir, wer wir wirklich sind. wie wir uns den ganzen tag lang selbst belogen haben. und dann geht alles wieder von vorne los.
nachts kann man sich entweder unendlich frei, oder unendlich allein fühlen. es liegt oftmals an uns, wieviel wir ertragen können, wie hoch und fest wir unsere mauern bauen und ob sie auch nachts noch fest genug stehen bleiben können.